Das gab's vor Kurzem...

 

Monatsweise Berichte

über kürzlich stattgehabte Veranstaltungen

des Jahres 2020

Donnerstag, 12.03.                                                                              

19:00 Uhr                                                                                         Ollershof                                                                                             

                                                                                                           

Mitgliederversammlung im Kultur- und Heimatverein -

mit Jahresbericht und Neuwahlen des Vorstands

Sonja Harder -Hartwig Keinert- Achim Landherr- Jes Dietrich

...der alte Vorstand ist der neue...

 

Der Zeitpunkt war denkbar knapp, wie sich im Nachhinein erwies. Der Kultur- und Heimatverein hielt am 12. März seine jährliche Mitgliederversammlung ab, dem zweijährigen Rhythmus folgend diesmal wieder mit Neuwahlen des Vorstandes – am 13. März gab die Stadtverwaltung die vorläufige Schließung aller öffentlichen Gebäude für Veranstaltungen und Publikumsverkehr in Munster bekannt.

 

Allerdings warf diese Entscheidung ihre Schatten voraus: In die bislang gewohnt gut besuchte Veranstaltung fanden diesmal deutlich weniger Mitglieder den Weg zum Ollershof – mit surrealen Szenen vor Beginn der Veranstaltung. Die Einen trotzten der viralen Gefahr und schüttelten sich in gewohnter Manier die Hand. Andere wichen demonstrativ zurück und grüßten auf Distanz. Gleichwohl zeigten beide Gruppen Verständnis füreinander und nahmen gelassen gemeinsam Platz um die im Raum verteilten Tische.

 

Hartwig Keinert eröffnete in geläufiger Routine die Versammlung. Die Tagesordnung lag jedem Mitglied vor. Punkt 5 löste nachdenkliche Betroffenheit aus: Sieben Mitglieder waren im vergangenen Jahr zu betrauern. Im anschließenden Jahresbericht konnte der 1. Vorsitzende aber auch Neueintritte verzeichnen, sodass die Mitgliederzahl des Vereins im Wesentlichen konstant liegt. Das vergangene Vereinsjahr 2019 war als Jubiläumsjahr zum 70-jährigen Bestehen des Kultur- und Heimatvereins mit einigen herausragenden Veranstaltungen zu Themen z. B. um die Mongolei, zu China und natürlich mit einer angemessenen „Geburtstagsfeier“ im Mai durchaus erfolgreich verlaufen – was auch Kassenwart Jes Dietrich in seinem Bericht anhand der Zahlen bestätigte. Damit konnten auch längst überfällige Anschaffungen neuer und Ersatz veralteter Geräte wie Beamer und Lautsprecher realisiert werden.

 

Der 2. Vorsitzende Achim Landherr referierte zur Website des Vereins und konnte auch hier anhand statistischer Zahlen die steigende Akzeptanz und Bekanntheit von www.kulturheimatmunster.de belegen.

In den anschließenden Berichten verwiesen der Sprecher für die Munsteraner Plattsnacker, Günter Sturm, und Werner Heidrich für den Arbeitskreis Heimatpflege ebenfalls mit gelindem Stolz auf positive Ergebnisse. Werner Heidrich gab ergänzend bekannt, dass der Vortrag Hans-Konrad Hoffs vom 26. Februar über den „Gasplatz Breloh/Heeresversuchsstelle Raubkammer“ am 16. September 2020 infolge der positiven Resonanz wiederholt werde.

Die Angebote des Kultur- und Heimatvereins werden gut angenommen“, resümierte der sichtlich zufriedene 1. Vorsitzende.

Nach dem Bericht der Kassenprüfer wurde der Vorstand einstimmig entlastet, worauf Detlev Weber (Vorsitzender des Seniorenbeirats und Mitglied im Kultur- und Heimatverein) nach einem Grußwort die Neuwahl des 1.Vorsitzenden als Wahlleiter durchführen konnte. Der wiedergewählte 1. Vorsitzende leitete danach die Wahl der übrigen Vorstandsmitglieder. Die bisherigen Vorstandsmitglieder hatten bereits im Vorfeld ihre Bereitschaft zum Weitermachen erklärt. Nachdem sich keine neue Kandidaten beworben hatten, wurden alle Vorstandsmitglieder einstimmig in ihren Ämtern für weitere zwei Jahre bestätigt: Hartwig Keinert, 1. Vorsitzender, Achim Landherr, 2. Vorsitzender, Sonja Harder, Schriftführerin, Jes Dietrich, Kassenwart. Auch die Wahl der Kassenprüfer bestätigte die bisherigen Kassenprüferinnen, die die Wahl – wie auch der neugewählte Vorstand – gerne annahmen.

Nach einem kurzen Ausblick auf das Jahr 2020 zeichnete Hartwig Keinert anschließend Antje Wordell und Christa Richling für ihre jahrelangen Verdienste um den Kultur- und Heimatverein aus.

 

Gerd Engel sprach in Vertretung für Bürgermeisterin Christina Fleckenstein zum Ende der Veranstaltung ein Grußwort, das er neben einem preisenden Lob für die Arbeit des Vereins mit einem munteren „Weiter so!“ beendete.

 

 

 


Mittwoch, 26.02.

19:00 Uhr

Ollershof

Vortrag

"Gasplatz Breloh / Heeresversuchstelle Raubkammer"

        mit  Hans-Konrad Hoff  

Hans-Konrad Hoff im vollbesetzten Ollershof             Foto: Dieter Breuer

Hans-Konrad Hoff  kam 1966 nach Munster . Er arbeitete 28 Jahre im Wehrwissenschaftlichen Institut für Schutztechnologien (WIS).  Seine Motivation, eigene Recherchen über den „Gasplatz Breloh“ und die „Heeresversuchsstelle Raubkammer“ anzustellen und darüber zu berichten, brachte er knapp auf den Punkt: „Ich wollte wissen, in welchem Dreck ich all die Jahre gearbeitet habe“. Damit meinte er nicht seine unmittelbare Arbeitsstelle, sondern die Umgebung, auf der das WIS (und nebenan die GEKA) erbaut worden waren.

Vermutlich auf Anregung Prof. Fritz Habers  (Nobelpreisträger für die Erfindung der Synthese von Ammoniak aus Stickstoff und Luft) entstand 1916 auf einem rund 6.500 Hektar großen Gelände in dem Raubkammer-Forst der Gasplatz Breloh. In drei Werken (Klopperwerk, Lostwerk und Clarkwerk)  entstanden  chemische Kampfstoffe unter den Bezeichnungen Grünkreuz, Gelbkreuz und Blaukreuz
Nach Kriegsende 1918 mussten etwa 48.000 Tonnen Kampfstoff-Munition, mehrere tausend Tonnen kampfstoffgefüllte Beutemunition und 40 Kesselwagen unverfüllte Kampfstoffe in der  Nord- und Ostsee versenkt werden. Am 24. Oktober 1919 kam es bei den Vorbereitungen  zur Explosion eines mit Kampfstoffen und Kampfstoffmunition beladenen Eisenbahnzuges. Hoff  beklagte die dünne Berichterstattung dazu in jener Zeit.

 

Während des Zweiten Weltkriegs wurden in der neu entstandenen "Heeresversuchsstelle Raubkammer" umfangreiche Versuche mit unterschiedlichsten Geschossen verschiedener Kaliber und neuer Kampfstoffe (z. B. die Nervenkampfstoffe Sarin und Tabun) durchgeführt.

Etliche Bauten aus jener Zeit stehen heute noch. Das augenfälligste Gebäude beherbergt heute die Stadtwerke Munster-Bispingen.

Bilder aus dem Vortrag mit Ansichten einst und heute.


Montag, 24.02.

19:00 Uhr  

Stadtbücherei

Autorenlesung

"Eine Familie in Deutschland"

mit Peter Prange

 

Dr. Peter Prange

 

Bestsellerautor Peter Prange las am 24. Februar in der Stadtbücherei aus seinem zweibändigen Werk "Eine Familie in Deutschland"

Der Historienschriftsteller betrachtet am Beispiel der (fiktiven) Familie Ising aus Fallersleben bei Wolfsburg die Zeit der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis zum Kriegsende 1945 in Deutschland. In Teilen konnte er auf authentisches Material zugreifen, das er von Lesern seiner früheren Werke zur Verfügung gestellt bekam. Nicht ohne Stolz und mit einem lustigen Augenzwinkern berichtet er eingangs, dass sein früherer Roman "Unsere wunderbaren Jahre" verfilmt worden sei und er sogar als Kleindarsteller mitgewirkt habe.

 

Zwei Fragen hätten ihn beim Schreiben seines zweibändigen Romans zur Zeit des Nationalsozialismus umgetrieben:

- Wie kann eine Kulturnation wie Deutschland über zwölf Jahr in die Barberei verkommen?  und

- Wie hätte ich mich verhalten, wenn ich selbst in diese Zeit hineingeboren worden wäre?

 

Beeindruckend ist neben den vergleichsweise kurzen vorgelesenen Passagen aus Band 1, "Zeit zu hoffen, Zeit zu leben", die er vorliest, das immense Hintergrundwissen um diese extreme Zeit in der langen deutschen Geschichte. Prange verdeutlicht anschaulich und eindringlich die Widersprüche der nationalsozialistischen Politik und Propaganda wie auch die anfängliche Reserviertheit des deutschen Volkes der NSDAP gegenüber bis hin zu den fanatischen Beifallsstürmen unter der ausgefeilten Propaganda Josef Goebbels.

Der im Jahr 1955 geborene Schriftsteller ist in Altena im Sauerland aufgewachsen und lebt heute mit seiner Frau in Tübingen. Der promovierte Historienschriftsteller studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie in Göttingen, Perugia und Paris. Seine Romane wurden in
24 Sprachen übersetzt.